Dobermann - Sport und Zucht -

Bello ist herzkrank

Diagnose Herzerkrankung. Lebensqualität und -dauer stehen in Frage. Welche Maßnahmen sinnvoll sind.

Bei größeren Hunderassen wie Dogge, Dobermann oder Bernhardiner ist häufiger die Herzmuskulatur selbst erkrankt, die Pumpe ist dann wie "ausgeleiert". Die Beschwerden aber sind dieselben. Durch die Stauung verbleibt nach und nach immer mehr Blutserum als Flüssigkeit in der Lunge (man nennt das im Volksmund "Wasser in der Lunge"). Das Tier atmet immer schwerer, wird ruhiger und weniger leistungsbereit. Es fängt oft auch an zu husten oder zu würgen, besonders morgens oder nach einer Ruhephase, weil dann die Lunge besonders "überflutet" ist. Das Husten verschwindet anfangs nach einigen Minuten, denn der Vierbeiner kurbelt wegen der Atemnot seine Herztätigkeit an, die Lunge wird freigepumpt und die Gefahr scheint vorüber. Im Röntgenbild erkennt man aber, je nach Stadium der Erkrankung, z.B. die vergrößerten Herzteile oder sogar schon die Flüssigkeitsansammlung in der Lunge. Tierbesitzer bemerken die Krankheit häufig erst dann, wenn schon massive Herz-Kreislauf-Probleme bestehen.

Was kann man jetzt noch tun?
Herzklappen, die einmal beschädigt sind, oder auch kaputtes Herzmuskelgewebe kann man nicht wieder reparieren. Ziel einer Herzbehandlung ist es, die verbleibende Leistungsfähigkeit des Herzens möglichst lange bei guter Lebensqualität des Tieres zu erhalten. Deshalb wird versucht, das Herz mit verschiedenen Medikamenten zu entlasten.

Häufig eingesetzt werden sogenannte "ACE-Hemmer", die eine Absenkung des Blutdrucks bewirken. Das Herz muss dann nicht mehr gegen so hohen Druck pumpen, Klappen und Muskulatur werden weniger stark belastet. In den meisten Fällen wird zunächst der Blutdruck des Hundes gemessen, um festzustellen, wie weit man den Druck gefahrlos absenken kann. ACE-Hemmer werden, wie fast alle Medikamente von der Leber und den Nieren abgebaut und ausgeschieden. Diese beiden Organe können jedoch durch die herzbedingte Stauung oder durch erhöhten Blutdruck ebenfalls geschädigt sein. Deshalb ist eine Kontrolle der Leber und Nierenblutwerte vor dem Einsatz dieser Medikamentenart notwendig. Möglicherweise muß, neben der für die Nieren günstigen Absenkung des Blutdrucks, auch die Ernährung des Hundes umgestellt werden, um die verbliebene Nieren- oder Leberfunktion weiter zu erhalten. Je nach Ausmaß eines vorliegenden Organschadens kommen unterschiedliche ACE-Hemmer zum Einsatz, die entweder mehr von den Nieren oder mehr von der Leber abgebaut werden. Die Blutwerte werden in regelmäßigen Abständen immer wieder kontrolliert, ebenso wie der Blutdruck.. Nur so können Schäden rechtzeitig erkannt und entsprechend gegengesteuert werden. Die Blutdruckabsenkung ist aber in jedem Fall ungewohnt für den Körper des Tieres. Es kann also sein, dass es in den ersten Tagen der Behandlung noch "schlapper" als vorher ist. Keine Sorge, nach ein paar Tagen hat es sich auf den gesünderen niedrigen Blutdruck eingestellt. ACE-Hemmer haben aber auch eine günstige Wirkung auf den Nierenstoffwechsel. Sie werden deshalb auch eingesetzt, wenn ein Tier "nur" nierenkrank ist.

Wenn auf dem Röntgenbild schon eine große Menge Flüssigkeit in der Lunge zu erkennen ist, werden zusätzlich Medikamente zum Entwässern verordnet. Sie verstärken die Tätigkeit der Nieren, die mehr Wasser ausscheiden und dieses sozusagen "aus der Lunge ziehen" Entwässernde Mittel werden -je nach Schwere der Erkrankung- entweder nur als Anfangstherapie oder als Dauerbehandlung eingesetzt. Recht neu in der Therapie sind sogenannte "Kalzium-Sensitizer". Diese Substanzen senken ebenfalls den Druck, gegen den das Herz pumpt. Sie haben aber zusätzlich eine herzkräftigende Wirkung, denn sie erhöhen die Fähigkeit der Herzmuskelzellen, sich zusammenzuziehen. Als Folge pumpt das Herz dann insgesamt mit höherer Kraft. Mit einem solchen Medikament schlägt man also bei fortgeschritteneren Herzschäden "zwei Fliegen mit einer Klappe". Wegen ihrer herzkräftigenden Wirkung werden Kalzium-Sensitizer vor allem bei den größeren Hunden eingesetzt, die häufiger auch schon in jugendlichem Alter ein "ausgeleiertes" Herz haben.

Das früher gebräuchliche "Digitalis" stand lange Zeit als einziges Medikament für die Herztherapie zur Verfügung. Digitalis greift ebenfalls direkt in den Herzstoffwechsel ein. Es lässt das Herz langsamer und damit kräftiger schlagen, erhöht aber, im Gegensatz zu den Kalzium-Sensitizer, (leider) auch den Blutdruck. Bei erhöhter Herzschlagfrequenz ist Digitalis auch heute noch immer das Mittel der Wahl. Durch seine direkt am Herzen stehende Wirkungsweise wird der Herzmuskel zwar verstärkt gefordert, die Gesamtlebenserwartung des Herzens und damit auch die verbleibende Lebenszeit des Tieres vielleicht ein wenig verkürzt, aber die verbleibende Zeit wird der Vierbeiner dann mit guter Lebensqualität verbringen können.

Dr. med.vet. Petra Sindern
Arbeitsgemeinschaft Kleintierpraxis im BPT e.V.
Aus: Lebendige Tierwelt (3. Quartal 2002)

|HOME | | ENGLISH | | DECKRÜDEN | | LINKS| | FORUM |